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Farbe, Struktur, Oberfläche - breites Spektrum an Themen und Material. Wer ausgezeichnete Architektur erleben wollte, hatte dazu am 19. September in Frankfurt reichlich Gelegenheit. Mittlerweile zum achten Mal verlieh Caparol den Architekturpreis Farbe – Struktur – Oberfläche, der 2004 ins Leben gerufen wurde, um beispielhafte Umsetzung von Farb- und Materialkonzepten in der Architektur zu würdigen. Der Wettbewerb hat sich längst etabliert. Entsprechend hoch war der Zuspruch bei der Preisverleihung. - Die Preisträger (hinten von links): Dr. Ralf Murjahn (Caparol-Firmengruppe), Mathias Heinz (pool Architekten, Zürich), Juryvorsitzender Per Pedersen, stellvertretender Juryvorsitzender Joachim Faust, Chris Middleton (KINZO, Berlin), Ingo Pelchen (Hartwig Schneider Architekten), Armin Schäfer, Stefan Loebner, Jean Wagner (alle LoebnerSchäferWeber, Heidelberg), Sven Matt (Innauer-Matt Architekten, Bezau), Maic Auschrat (Caparol-Firmengruppe). Vorne (von links): Petra Stephan (Jury), die Preisträger des Studenten-Wettbewerbs Ruofan Wang, Franziska Käuferle, Sina-Pauline Riedlinger sowie Lilitt Bollinger, die den Caparol-Architekturpreis 2018 mit dem Projekt „Umbau Wohnhaus Obstalden“ gewann und Prof. Eva Filter (Hochschule Ostwestfalen-Lippe). Foto: Moritz Bernoully

Mit rund 400 Gästen war die Union Halle komplett ausgelastet. „Der Caparol-Architekturpreis unterscheidet sich von anderen Wettbewerben, die von der Industrie ausgelobt werden, dadurch, dass er herstellerneutral ist, es nicht auf die eingesetzten Produkte, sondern ausschließlich auf die Qualität der Architektur ankommt“, so der Leiter des Objektmanagements der Caparol-Firmengruppe Maic Auschrat, der als Moderator durch die Preisverleihung führte. Jurymitglied Petra Stephan betonte bei der Begrüßung die regelmäßig sehr hohe Qualität und Vielfalt der eingereichten Projekte. Sie ist nicht zuletzt Ausdruck eines zweistufigen Verfahrens. So nennen zwölf unabhängige Nominierungsjuroren zunächst ihre persönliche Favoriten, die während der letzten zwei Jahre in Deutschland, Österreich oder der Schweiz realisiert wurden. Dieses Mal waren es 94 Projekte, die nach Vorprüfung im zweiten Schritt Anfang Juli im Gutshof Murjahn in Forst an der Weinstraße von einer hochkarätig besetzten Jury bewertet wurden.

 

Preisträger und Lobende Erwähnungen

 

Den Caparol Architekturpreis 2018 erhielt Lilitt Bollinger. Sie ließ auf beeindruckende Weise einen früheren Stall zu einem Wohnhaus im Schweizerischen Obstalden werden. Die Arbeit von lilitt bollinger studio aus Basel überzeugt mit der Idee des Weiterbauens und schöpft die Potenziale dieser Idee mit dem Einsatz von Farbe, Struktur und Oberfläche hervorragend aus. Unter Verwendung der bautypischen Holzkonstruktion in Kombination mit dem Material Glas wurde auf einfache und sensible Weise ein großzügiger Lebens- und Wohnraum geschaffen.

Mit dem Wiederaufbau der Bergkapelle Wirmboden (Schnepfau, Vorarlberg, Österreich) schufen Innauer-Matt Architekten nicht nur ein architektonisches Kleinod, sie haben vor allem die Gemeinschaftsproduktion von unterschiedlichsten Mitgliedern der Vorsäßgenossenschaft in dreijähriger Planungs- und Bauzeit fachlich angeleitet und zusammengehalten. Der durchdachte Umgang mit Material, Oberfläche und Struktur, die architektonische Setzung sowie die herausragende Ausarbeitung wurden mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.

Der dritte Preis ging an das Büro AAg LoebnerSchäferWeber, Freie Architekten BDA aus Heidelberg für ihren Beitrag Tankturm. Der ehemalige Bahnwasserturm in Heidelberg, ein Industriedenkmal von 1928, wurde als Landmarke eines neuen Stadtteils zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum umgenutzt. Gleichzeitig erschufen sich die Architekten von AAg LoebnerSchäferWeber einen neuen Standort für ihr Büro.

Vier weiteren Objekten sprach die Jury jeweils eine lobende Anerkennung aus: der Erweiterung des Kunstmuseums Basel (Christ & Gantenbein, Basel), dem „Wohnhaus Steinwies-/Irisstraße“ in Zürich (Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, Zürich), der „Regeneration of the Arzo Quarries“ im schweizerischen Ticino (enrico sassi architetto, Lugano) und dem „Kreativwirtschaftszentrum C-HUB“ in Mannheim (hartwig schneider architekten, Gabriele Schneider, Hartwig Schneider, Stuttgart). „Die prämierten Arbeiten überzeugten durch ihre konzeptionelle und poetische Detaillierung, wobei der feinfühlige Umgang mit Material, egal ob Farbe, Struktur und/oder Oberfläche besonders hervorzuheben ist“, so der Vorsitzende des Preisgerichts Per Pedersen (Staab Architekten, Berlin).

 

Studentenwettbewerb

Seit dem Jahr 2014 wird der Preis deutschlandweit auch in der Kategorie „Studenten“ verliehen. Prämiert werden Masterarbeiten der letzten zwei Jahre. Hierbei übernehmen die Architekturfakultäten der teilnehmenden Universitäten und Hochschulen die Funktion einer Nominierungsjury. Den Caparol Architekturpreis 2018 in der Kategorie „studentische Abschlussarbeiten“ gewannen Franziska Käuferle und Sina Pauline Riedlinger von der Technische Universität Berlin für die Arbeit „Keramik – Entwurf einer Fabrik“. Sie befassten sich einerseits intensiv mit dem Entwurf des Fabrikationsgebäudes, andererseits auch mit dem Material Keramik bzw. Ton und sogar den Herstellungstechniken. „Das verleiht der Arbeit eine außergewöhnliche fachliche und entwerferische Tiefe“, so der stellvertretende Juryvorsitzende Joachim Faust (HPP Architekten, Düsseldorf). Der zweite Platz im Studentenwettbewerb ging an Ruofan Wang von der Universität Stuttgart für die Arbeit „Meditationszentrum | Ningbo, Zeijang, China“, den dritten Preis erhielt Cengiz Hartmann von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe für die Arbeit „L'Aventurier“. Alle Preisträger wurden mit der Murjahn-Medaille und der Teilnahme an einer Architektur-Exkursion nach Schweden vom 20. bis 23. September 2018 belohnt.

 

Grüne Luftfilter an der Fassade

Traditionell widmet sich Caparol bei der Preisverleihung stets weiteren aktuellen Themen. So verändern sich Metropolen wie Frankfurt im Stadtbild derzeit so schnell wie seit vielen Jahren nicht mehr, in Asien werden Millionenstädte an Hand von Masterplänen entwickelt und in kürzester Zeit gebaut. Die Urbanisierung mit all ihren Folgen schreitet mit einer unglaublichen Geschwindigkeit voran, so dass auch Lösungsmöglichkeiten bei der Schaffung von neuem Wohn- und Stadtraum erörtert wurden.

Ein Beispiel, wie brach liegende Flächen effizient genutzt werden können, wurde am Rande der Preisverleihung deutlich. Dort präsentierte die Caparol-Firmengruppe ein innovatives System, das es ermöglicht, Fassaden mit Pflanzen zu gestalten und diese zugleich als Filter für CO²-Reduktion zu nutzen. Dazu passt, dass sich die Caparol-Firmengruppe in ihrer Ausrichtung künftig vier elementaren Themenfeldern widmen wird: Gesundheit, gutes Design, Effizienz und Nachhaltigkeit. Hier hat Caparol eine Vielzahl von Möglichkeiten, um in Zusammenarbeit mit Planern und Architekten der gemeinsamen Verantwortung für künftiges Bauen gerecht zu werden, machte der geschäftsführende Gesellschafter der Caparol-Firmengruppe Dr. Ralf Murjahn deutlich. Richtige Isolierung, besserer Schallschutz, der Ausgleich von Temperaturschwankungen, guter Schlaf, gesunde Raumluft, ausreichend Tageslicht – all das seien Kriterien, die Investoren und Nutzer allein beim Blick auf gesundes Wohnen überzeugen und mit Produkten und Serviceleistungen der Caparol-Gruppe erfüllt werden können. Künftig werde es darum gehen, nicht nur einzelne Komponenten anzubieten, sondern sich zum Systemführer für die Gebäudehülle und Innenräume zu entwickeln und damit bevorzugter Partner für gesunde, gut gestaltete, effiziente und nachhaltige Gebäude zu sein.

 

Pläne für die Stadt der Zukunft

Mit ihrer vielseitigen Herangehensweise an Gebäude und ihrem steten Blick über die Mauern einer Stadt hinaus, setzen die Architekten von MVRDV aus Rotterdam Maßstäbe, wenn es um die Stadt der Zukunft geht. So hatten die Organisatoren mit Jacob van Rijs – einem der drei Mitbegründer und das VR im Namen des niederländischen Architekturbüros, einen renommierten Gastredner gewonnen, der in einem hoch interessanten Vortrag Einsicht in die Arbeit von MVRDV bot.

Der niederländische Beitrag auf der Expo 2000 in Hannover war quasi ein gebautes Szenario für Verdichtung und Urbanisierung. MVRDV sind in der Zwischenzeit mit ihren Projekten auf der ganzen Welt vertreten. Ihre Aufgabengebiete erstrecken sich von Masterplanungen für ganze Regionen und Stadtgebiete bis hin zu Einzelgebäuden und Umbauten.

Als MVRDVs bisher größter Erfolg gilt die futuristische Markthalle in ihrer Heimatstadt Rotterdam. Das hufeisenförmige Gebäude beherbergt einen Food-Court von der Größe eines Fußballfeldes, umgeben von 228 Apartments. Ein wahrer Hingucker ist auch das Expo-Gebäude mit einem Wald im Obergeschoss, eine Bibliothek in Form eines Bücherbergs, eine provisorische Treppe aus Gerüsten, die zu einem renovierten Denkmal führt, ein Park auf einer ehemaligen Autobahnüberführung. Damit Milliarden von Menschen auch in Zukunft komfortabel leben können, arbeitet MVRDV intensiv an hybriden, multifunktionalen Konzepten für Gebäude. Dabei gilt Multiplizität als wichtigste Anforderung für Bauen im urbanen Raum. Immer mehr Menschen leben in der Stadt. Damit diese ein angenehmes Umfeld mit ausreichend öffentlichen Plätzen und allen zugänglichen Wohnraum bleibt, werden möglichst multifunktionale Gebäude benötigt, verdeutlichte van Rijs. Sie sollten nicht nur zirkulär aufgebaut sein, sondern auch den sozialen Zusammenhalt stärken, der Umwelt dienen, in der Lage sein, Energie zu produzieren und einen kulturellen Beitrag leisten. Es gehe nicht nur darum, das derzeitige Potenzial der verfügbaren Flächen in vollem Umfang auszunutzen, sondern auch um die Frage, „wie zum Beispiel Hochhäuser humaner gemacht werden können und Bauen unserer Lebensqualität zugutekommt“: Wider die Monotonie, statt dessen Individualisierung innerhalb der benötigten enormen Menge an Wohnungen quasi als Stadt in der Stadt.

Alle Nominierungen und Ergebnisse des Caparol Architekturpreises werden im Nachgang des Wettbewerbs in einer aufwändigen Buchpublikation (Erscheinungstermin 1. Dezember 2018) veröffentlicht. Zusätzlich gibt es eine Online-Ausstellung auf der Caparol-Website.  https://www.caparol.de/service/architekten/architekturpreis.html

Erster Preis: Ein Wohnhaus
Umbau Wohnhaus Obstalden (CH-Obstalden)
lilitt bollinger studio (CH-Basel)


Die Arbeit von lilitt bollinger studio aus Basel überzeugt mit der Idee des Weiterbauens und schöpft die
Potentiale dieser Idee mit dem Einsatz von Farbe, Struktur und Oberfläche hervorragend aus. Es entsteht ein
klares, teilweise zweigeschossiges Volumen mit eigenständigem Wohnszenario. Unter Verwendung der
bautypischen Holzkonstruktion in Kombination mit dem Material Glas wird auf einfache und sensible Weise
ein großzügiger Lebens- und Wohnraum geschaffen. Die Holztragstruktur des früheren Stalls ist durch ein
eingestelltes, rundes Funktionselement im Erdgeschoss und nur einer Stütze statisch gehalten. Das
Funktionselement enthält Nebenräume und die Treppe zum Obergeschoss. Die raumhohe
Fassadenverglasung bildet einen feinen Oberflächenkontrast zu den rauen Holzverkleidungen der Außen- und
Innenwände. Insgesamt entsteht der Eindruck eines materialbewussten, preisgünstigen Hauses mit einem
fließenden, differenzierten Raumerlebnis auf einer insgesamt geringen Fläche.
Fotos: Wohnhaus 1-3
Fotos: Mark Niedermann

 

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