Halbtags zum Traumberuf - Teilzeit-Umschulung bietet besonders Müttern neue Berufsperspektiven.

Ostfriesland. Um die ungenutzten Potenziale auf dem Arbeitsmarkt zu aktivieren – Frauen –, geht die Handwerkskammer für Ostfriesland neue Wege. Neben der Teilzeitausbildung für junge Alleinerziehende bietet der Bildungsträger in Kooperation mit der Agentur für Arbeit nun auch umschulungsbegleitende Hilfen (ubH) für Teilzeitumschulungen an. Erste Gehversuche haben eine Friseurin, eine Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk und eine zahnmedizinische Fachangestellte gewagt. Helmut Fischer und Andrea Schütte von der Handwerkskammer begleiten die Umschülerinnen und Betriebe.

„Das Projekt ist vor zwei Jahren gestartet“, berichtet Helmut Fischer. Anzuwenden seien die gleichen Kriterien wie für eine Vollzeitumschulung. Teilnehmen kann beispielsweise jemand, der bereits einen Beruf erlernt, im Arbeitsleben stand oder zumindest mit einer Ausbildung begonnen hat und aufgrund familiärer Verpflichtungen eine längere Pause einlegen musste. Individuell entscheidet die Agentur für Arbeit über die Bewilligung der Maßnahme und die finanzielle Unterstützung.

„Das Programm ist besonders für Frauen, die sich beruflich neu orientieren wollen, eine gute Gelegenheit, den Wiedereinstieg auf den Arbeitsmarkt zu wagen“, erklärt Marlies Malec, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit Emden-Leer. Oft wollen sie neben der Kindererziehung arbeiten, können es aber nicht, weil der Partner berufstätig ist und aufgrund von Schicht- oder Montagearbeiten keine familiären Verpflichtungen wahrnehmen kann. Außerdem fallen Alleinerziehende und Frauen, die einen Angehörigen pflegen, in das Bewerberraster. „Das gilt natürlich alles auch für Männer, die sich in der gleichen Situation befinden“, ergänzt Malec, die das Programm seit mehreren Jahren betreut.

Die Berufserfahrung wird angerechnet, sodass der Umschüler ins zweite Lehrjahr einsteigen kann. Der kleine aber feine Unterschied zur Teilzeitumschulung: „Die höhere Flexibilität in der Arbeitszeit. Bereits fünf Stunden weniger, machen in der Kindererziehung eine Menge aus“, sagt Fischer. Eine Teilzeit-Umschulung dauert in der Regel 24 Monate mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mind. 25 bis 30 Stunden inklusive Berufsschule, die in Vollzeit besucht wird. Werden die 25 Stunden unterschritten, verlängert sich die Ausbildungszeit auf drei Jahre.

Welcher Beruf zu den Fähigkeiten passt, wird innerhalb von zwei Monaten gemeinsam mit den Handwerkskammer-Mitarbeitern erkundet und eine Praktikumsstelle gesucht. Im besten Fall soll im Anschluss der maximal sechswöchigen Probearbeiten ein unterschriebener Umschulungsvertrag vorliegen.

„Das ist der schwierigere Part“, sagt Fischer. „Viele Betriebe stehen der Teilzeitumschulung skeptisch gegenüber.“ Es müsse sich erst rumsprechen, dass das Konzept trotz verkürzter Arbeitszeit attraktiv sein kann. „Wir können auf viele gute Beispiele verweisen. Die Motivation der Frauen ist immer wieder beeindruckend“, berichtet Marlies Malec.

Für Ilona Tjards (37) aus Timmel ist das Angebot ein Gewinn. Sie lernt im Salon Schoolmann in Rechtsupweg den Beruf zur Friseurin. Die gelernte Erzieherin hat zwei Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren. Ihr Mann ist beruflich nur an den Wochenenden zu Hause. Mit der Arbeit am Vormittag habe sie noch genügend Zeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Früher, so erzählt sie, habe sie in Vollzeit in einer LED-Technik-Fabrik gearbeitet, aber das ließ sich nicht gut mit dem Familienleben vereinbaren. Heute drückt sie in der Berufsschule mit den anderen Auszubildenden die Schulbank und nimmt am zusätzlichen Förderunterricht im Berufsbildungszentrum in Aurich teil, um den theoretischen Stoff des ersten Lehrjahres aufzuholen. Sie ist froh, dass sie von der Teilzeitumschulung erfuhr: „Jetzt kann ich meinen Traumberuf erlernen.“

Interessierte Betriebe oder Bewerber können sich an Helmut Fischer unter Telefon 04941 1797-26 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden. 

Bild: Ilona Tjards aus Timmel verpasst Umschulungsberater Helmut Fischer einen neuen Haarschnitt.

Foto: HWK

Infoveranstaltung

Während der Auricher Frauenwochen 2016 wird das Thema Teilzeit-Ausbildung und -Umschulung am Montag, 29. Februar, um 10 Uhr im Familienzentrum der Stadt Aurich, Jahnstraße 2, aufgegriffen. Interessierte können sich ein Bild über die unterschiedlichen Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen. Außerdem informiert Marlies Malec, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit Emden-Leer, über das Thema „Teilzeit-Berufsausbildung“ am Donnerstag, 10. März, um 9 Uhr im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Agentur für Arbeit in Emden, Schlesierstr. 10/12.

Kontakt: Marlies Malec, Tel. 0491 92 70-296. Mehr unter www.auricherfrauen.de oder http://bit.ly/1Q6cz3M