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"Wir brauchen die Zukunfts-Macher des Handwerks" - ZDH-Präsident Wollseifer ermutigt Jugendliche, in einem der vielfältigen und zukunftssicheren Berufe im Handwerk eine Ausbildung zu starten. -  "Wir müssen uns schon auch selbst um unseren eigenen Nachwuchs kümmern, also unsere jungen Leute ausbilden, was das Zeug hält, damit wir den Klimawandel überhaupt bewältigen können. Dafür aber muss Politik – wie sie es im Hochschulbereich schon macht – auch berufliche Bildung finanziell entsprechend dieser großen Zukunftsbedeutung fördern. Denn es sind beruflich qualifizierte Menschen, die unser Land klimaneutral machen sollen", so ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer im Interview mit Birgit Marschall von der "Rheinischen Post". - Herr Wollseifer, noch eine Woche bis zur Wahl. Fürchten Sie einen Richtungswechsel? - Der Wahlausgang ist ja noch völlig offen. Es sind alle möglichen Konstellationen denkbar – von einer Deutschland-Koalition aus Union, SPD und FDP bis hin zu Rot-Grün-Rot.
Was für ein Signal ginge von Rot-Grün-Rot für den Wirtschaftsstandort aus? - Bei einem Linksbündnis an der Regierung ist mit höheren Steuern, höheren Sozialabgaben, mehr Regulierung, mehr Eingriffen des Staates in den Arbeitsmarkt zu rechnen. Das dürfte kaum dazu führen, dass die Wirtschaft prosperieren kann. Im Gegenteil dürfte es eher zu einer Gegenreaktion kommen: Betriebe werden vermutlich weniger investieren, weniger neue Jobs schaffen und weniger ausbilden. Das Steueraufkommen wird eher sinken, nicht steigen.

Wie kommen Sie darauf? - Nach der Finanzkrise 2009 hat die Bundesregierung es richtig gemacht: Sie hat die Wirtschaft wachsen lassen, ihr die Fesseln ein Stück weit genommen. Und in der Folge ist jedes Jahr mehr Beschäftigung aufgebaut worden, sind jedes Jahr mehr Sozialbeiträge und Steuern geflossen. So sollten wir es auch jetzt nach Corona wieder machen. Nur so bekommen wir den hohen Schuldenberg, den wir in der Corona-Krise aufgeschichtet haben, wieder abgebaut. Und nicht, indem wir die Steuerschraube anziehen, die Betriebe durch höhere Sozialbeiträge und staatliche Eingriffe belasten. Das Handwerk erwartet von einer zukünftigen Regierung, dass sie die Betriebe entlastet und nicht belastet.


Es hat ja in der ausgehenden Wahlperiode schon Entlastungen gegeben: der Soli wurde abgebaut, die kalte Progression gemildert. Warum reicht das nicht? - Der Soli wurde nur für 90 Prozent der Steuerzahler abgeschafft, viele Inhaber unserer Handwerksbetriebe und alle GmbHs müssen ihn weiterbezahlen. Die Regierung hat viele neue bürokratische Belastungen eingeführt. Nur ein Beispiel ist das Transparenzregister: Da unterliegen Betriebe jetzt Meldepflichten, die völlig unnütz sind, weil alle Angaben schon längst im Handelsregister und in den Sozialkassen vorhanden sind. Die staatliche Verwaltung sollte eigentlich in der Lage sein, diese Angaben digital zusammenzuführen. Es kann ja wohl nicht sein, dass Betriebe ausbügeln sollen, was staatliche Stellen wegen fehlender Digitalisierung nicht schaffen.


Was stört Sie an den Steuerplänen einiger Parteien? - Eine Vermögensteuer, die SPD, Grüne und Linke wieder erheben wollen, ist eine Substanzsteuer: Sie besteuert das Fundament, die wirtschaftliche Substanz der Betriebe, etwa Geschäftsräume, Maschinen, Fuhrparks. Das würde unsere Betriebe schwächen, weil ihnen Geld entzogen wird, das sie in aller Regel gar nicht liquide haben. Auch die Pläne, die Einkommensteuer am oberen Ende zu erhöhen, würde unsere Handwerksbetriebe stark treffen, denn die sind in der Mehrzahl Personengesellschaften und zahlen Einkommensteuer. Statt Betriebe so zu belasten, sollte Politik besser dafür sorgen, die steuerliche Belastung von Einzelunternehmern, Personen- und Kapitalgesellschaften endlich anzugleichen. Aktuell werden Gewinne, die im Betrieb belassen werden, bei Personengesellschaften höher belastet. Diese Schieflage würde sich bei einem höheren Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer noch verstärken. Laut OECD liegen wir bei der Unternehmensbesteuerung jetzt schon an der Spitze. Wir werden den Standortwettbewerb auf Dauer verlieren, wenn die Politik nicht mutiger in die Zukunft geht und Unternehmen entlastet.


Bei den Ausgaben der Sozialversicherungen wurde in den letzten Jahren aus dem Vollen geschöpft. Welchen Reformbedarf sehen Sie da? - Ein Klein-Klein reicht da jetzt nicht mehr. Wir brauchen eine Bundesregierung, die den Mut hat, eine große Sozialstrukturreform einzuleiten – und zwar in allen sozialen Bereichen. Ein Weiter-So können wir uns bei Rente, Gesundheit und Pflege einfach nicht mehr leisten. Wir müssen uns endlich mit den Realitäten des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts befassen. Man muss nicht Mathematiker sein, um zu sehen, dass unser Sozialsystem schon sehr bald nicht mehr finanzierbar sein wird.
Wie muss so eine große Sozialreform aussehen?

Versicherungsfremde Leistungen wie etwa die Mütterrente dürfen nicht weiter allein den Beitragszahlern aufgebürdet werden, sondern müssen aus Steuern finanziert werden. Geprüft werden sollte auch, ob z.B. die beitragsfreie Mitversicherung von Familienangehörigen in der Krankenversicherung wie bislang zu halten ist.


Was muss bei der Rente noch geschehen? - Wir werden immer älter und beziehen immer länger Rente. Wir können nicht von den jüngeren Generationen verlangen, dass sie den längeren Rentenbezug immer weiter bezahlen. Das muss aufhören. Die Älteren müssen auch solidarisch sein mit den Jüngeren. Ich rede hier gar nicht von der Rente mit 68, denn solche Zahlen führen nur zu neuen Konflikten. Andere Länder koppeln das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung. Auch bei uns sollte das ein möglicher Weg sein. Vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung wäre es für die Betriebe am besten, wenn man sich auf eine automatisch greifende Dynamisierung verständigen könnte: Immer, wenn sich die durchschnittliche Lebenserwartung verlängert, wird entsprechend der allgemeine Renteneintritt angepasst. Selbstverständlich auch mit Lösungen für diejenigen, die das gesundheitlich in der bisherigen Tätigkeit nicht schaffen. Außerdem müssen auch die Selbstständigen zur Altersvorsorge verpflichtet werden.


Die noch größere Herausforderung wird die Bekämpfung der Klimakrise sein. Viele Menschen denken: Deutschland ist ja nur für zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, was bringt es da, wenn wir uns anstrengen? - Ich kenne diese Argumente. Aber es muss ja mal jemand anfangen. Und zusammen mit den anderen EU-Staaten bringen wir uns substanziell beim Klimaschutz ein. Wenn wir es wirklich schaffen, klimaneutral zu werden, sind wir ein Vorbild für andere Länder. Es ist wichtig, dass es Vorreiter gibt. Weil wir eben das Potenzial haben, weil wir es eigentlich können, deshalb müssen wir es auch tun.


Sagen Sie das nur, weil die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität ein Konjunkturprogramm für das Handwerk ist? - Nein. Schon jetzt arbeiten 450.000 Handwerksbetriebe in über 30 Gewerken mit 2,5 Millionen Beschäftigten täglich daran, Klimaschutz umzusetzen. Wenn Politik allerdings will, dass wir diese Herkulesaufgabe hin zur Klimaneutralität meistern, dann muss sie unsere Betriebe stärken, ihnen Freiräume schaffen, ihnen Verlässlichkeit für Investitions- und Beschäftigungsplanungen geben, sie in ihrem Ausbildungsengagement unterstützen. Aber keinesfalls zusätzlich belasten.


Wie sorgt die Politik für mehr Nachwuchs, damit der Klimaschutz gelingt? - Die Parteien machen sich zwar viele Gedanken über Klimaziele. Aber sie haben viel zu wenig auf dem Schirm, dass wir genügend gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker brauchen, um die Aufgaben im Klimaschutz auch umzusetzen. Wenn wir die nicht ausbilden, drohen unsere ambitionierten Klimaziele ganz lapidar daran zu scheitern, dass keiner da ist, der es macht. Irgendwer muss ja schließlich die Solardächer und Ladesäulen installieren oder Gebäude energieeffizient sanieren. Das Dramatische ist: Wenn wir nicht ganz schnell die Kurve kriegen und umdenken, dann klafft im Handwerk bald eine noch größere Fachkräftelücke als jetzt schon. Wir können und sollten uns nicht darauf verlassen, dass wir Fachkräfte aus anderen EU-Ländern oder Drittstaaten einfach so gewinnen können, die werden dort ja auch gebraucht. Wir müssen uns schon auch selbst um unseren eigenen Nachwuchs kümmern, also unsere jungen Leute ausbilden, was das Zeug hält, damit wir den Klimawandel überhaupt bewältigen können. Dafür aber muss Politik – wie sie es im Hochschulbereich schon macht – auch berufliche Bildung finanziell entsprechend dieser großen Zukunftsbedeutung fördern. Denn es sind beruflich qualifizierte Menschen, die unser Land klimaneutral machen sollen. Wir brauchen dringend diese Zukunfts-Macher des Handwerks.


Wie sieht es derzeit mit der Ausbildung aus? - Der Trend ist positiv, auch wenn wir das Vorkrisenniveau von 2019 noch nicht wieder erreicht haben. Stand Ende August gibt es 4,2 Prozent mehr Neuverträge als im Corona-Jahr 2020.  Das sind etwas über 112.000 neue Ausbildungsverträge im Handwerk, etwa 4.500 mehr als letztes Jahr zu dieser Zeit. Aber unsere Betriebe bieten weiter tausende Ausbildungschancen an. Ende August waren noch gut 28.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt. 44 Prozent unserer ausbildungswilligen Betriebe suchen noch händeringend Auszubildende. Ich kann Jugendliche nur ermutigen, in einem der vielfältigen und zukunftssicheren Berufe im Handwerk eine Ausbildung zu starten. Das ist weiter möglich, obwohl das Ausbildungsjahr schon begonnen hat.


Beim heutigen Tag des Handwerks rühren Sie noch mal die Werbetrommel? - Es gibt Ausstellungen, Direktberatungen, Informationsveranstaltungen in allen Regionen. In Düsseldorf etwa gehen Motto-Trucks auf Sternfahrt und es gibt einen Azubi-Drive-In. Überall können sich Jugendliche direkt über die Chancen im Handwerk informieren. Außerdem wird in Berlin der "Handwerk-Song" vom Sänger Benoby live präsentiert. Der hat das Lebensgefühl im Handwerk in diesen Song gepackt, der den Titel trägt: "Was für immer bleibt." Das ist das, wofür das Handwerk steht: Etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, das bleibt, das nicht flüchtig ist wie so Vieles andere heutzutage. Nachhaltiges Handwerk eben.


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